Verregnete Tage auf dem Sofa verbringen, bei Herbstnebel über die Felder blicken oder bei den letzten warmen Sonnenstrahlen den Tag genießen – all das macht der Herbst möglich. Vielen graut es ja vor der “dunklen Jahreszeit” – aber nicht uns Strickerinnen! Bei schlechtem Wetter machen wir es uns mit Strickzeug gemütlich, bei gutem führen wir unsere Stricksachen an die frische Luft. Ganz perfekt passt da mehrfarbiges Stricken – auch Fair Isle genannt. Wir arbeiten einfach mit den Farben, die wir vermissen oder die vielleicht jetzt erst richtig zur Geltung kommen. 

Jede Arbeit, die mehrfarbig gestrickt ist und bei der die Fäden auf der Rückseite mitgeführt werden, heißt Jacquard. Das können dann ganz einfache Farbabfolgen sein oder komplizierte wie bei Fair-Isle-Stücken oder Norwegerpullovern. Innerhalb einer Reihe finden die Farbwechsel statt. Der Faden, der gerade nicht gestrickt wird, wird hinter der Arbeit mitgeführt und auf längeren Abschnitten sogar mit eingewebt.

Jahrhundertealte Tradition

Wusstet ihr, dass beim traditionellen Stricken von Fair-Isle-Mustern nur zwei Farben in einer Reihe verwendet werden dürfen? Die Tradition ist über 400 Jahre alt und stammt von der gleichnamigen schottischen Insel in der Nordsee. Keine 60 Einwohner wohnen dort mehr, doch gestrickt wird nach wie vor. Übrigens: Wenn wir heute von Fair Isle sprechen, meinen wir in der Regel alle mehrfarbig gestrickten Arbeiten – und nicht nur die der gleichnamigen Insel.

Beim Schreiben für diesen Artikel durfte ich so richtig in die Welt des mehrfarbigen Strickens eintauchen. Und ich kann euch sagen: Da geht es um so viel mehr als “nur” zwei Fäden gleichzeitig zu halten und durch das Abstricken der Maschen Muster entstehen zu lassen.

Kleidung passend zum Klima

Denn was heute für uns hauptsächlich schön anzusehen ist, hatte ursprünglich einen ganz triftigen Grund: Durch das Mitführen eines weiteren Fadens auf der Innenseite, entstehen zwischen den Fäden kleine Luftpolster. Die Wolle liegt außerdem doppelt. Beides führt dazu, dass das Gestrick die Körperwärme speichert und vor dem Auskühlen schützt – unabdingbar für die, die die Pullover und Jacken zuerst trugen: Bauern und Fischer in Nordeuropa. Das Klima dort ist rau und ein Großteil der Arbeit findet draußen statt. Warme Kleidung war und ist auch heute noch ein Muss.

Mindestens ebenso bekannt wie die traditionellen Fair-Isle-Strickstücke sind die Norwegerpullis, denen sich unser Garnhersteller SANDNES auch schon mit mehreren Themenheften gewidmet hat. Im kürzlich auf Deutsch erschienenen Themenheft Norske Ikoner sind noch einmal klassische Modelle versammelt – und natürlich haben wir für euch ein paar passende Strickkits angelegt. Übrigens: Achtet doch mal auf die verschiedenen Muster. Vielleicht entdeckt ihr ja irgendwo die Achtblattrose – ein achtzackiger Stern und eines der ältesten Textilmuster der Welt.

Diese zwei Modelle findet ihr unter anderem in Norske Ikoner: die Sweater Turist und Lillemor Herregenser.
Foto: © SANDNES

Mit Blick auf Weihnachten haben wir zwei Herrenmodelle für euch ausgesucht. Turist und Lillemor Herregenser werden beide aus Peer Gynt von SANDNES gestrickt. Wenn ihr jetzt anfangt, schafft ihr das bis zum Fest bestimmt!

Es gibt auch Designs für Kinder: Smørbukk und Anna Kofte.
Foto: © SANDNES

Neben Damenmodellen haben wir für euch auch noch zwei Kinder-Strickkits geschnürt. Sowohl die Strickjacke Anna (geht natürlich auch für Jungs!) als auch der Pullover Smørbukk werden aus der Babyull Lanett von Sandnes gestrickt. Das Garn besteht aus 100 Prozent Merino-Schurwolle und ist superwash behandelt. Damit schafft es auch Wäschen in der Waschmaschine. Und wir alle wissen ja, dass das bei Kinderkleidung häufiger der Fall ist. Unser Tipp an dieser Stelle: Wascht vorher unbedingt die Maschenprobe. Dann wisst ihr genau, welchen Waschgang euer Strickstück verträgt. Und natürlich solltet ihr vor dem ersten Waschen in der Maschine lieber eine Handwäsche bevorzugen, um ein eventuelles Ausbluten der Farbe im Waschbecken kontrollieren zu können.

Auch ein tolles Modell für Kinder: der Sweater Nord, gestrickt aus Smart von SANDNES.
Foto: © SANDNES

Ihr wollt noch mehr Modelle? Dann stöbert doch mal durch unsere SANDNES-Strickkits. Da findet ihr weitere Strickstücke mit Muster. Sehr süß finden wir zum Beispiel den Kindersweater Nord. Gestrickt wird mit der Smart von SANDNES. Das Garn ist wie die Babyull Lanett superwash behandelt und damit für das Waschen in der Maschine geeignet (aber auch hier gilt: Unbedingt vorher mit der Maschenoprobe ausprobieren).

Ausdauerprojekte bei Rowan

Erfordern sicherlich etwas Geduld, aber die Arbeit lohnt sich: Mantel Moonflower und Poncho Plume.
Foto: © 2020 Rowan Yarns

Auch Rowan hat mehrfarbig gestrickte Modelle im Portfolio. Puh, da kam’s echt zur kleinen Schockliebe in unserer Chatgruppe. Wie wunderschön ist denn bitte der Mantel Moonflower? Ist natürlich eher ein Jahresprojekt und für fortgeschrittene Strickerinnen, aber deswegen nicht weniger schön. Und träumen darf man ja!

Ebenfalls schön (und sicherlich schneller fertig) ist der Poncho Plume. Das Federmuster macht so eine Lust auf den Herbst, da müssen doch selbst die größten Sommer-Enthusiasten schwach werden. Beide Modelle werden übrigens aus der Alpaca Soft DK von Rowan gestrickt – ein schönes Garn aus Merino und Alpaka bei dem sowohl Strukturmuster als auch glatt rechts gestrickte Abschnitte toll zur Geltung kommen.

Hintergrundwissen

Ihr merkt schon: Beim mehrfarbigen Stricken gibt es viel zu erzählen und zu entdecken. Bei unseren Büchern im Shop findet ihr natürlich auch Inspiration zum Thema. Da geht es zum Beispiel um isländische Pullover wie im Buch von Wenke Müller oder um die richtige Technik. Da legen wir euch besonders unser Grundlagenbuch “Masche für Masche” ans Herz, in dem ihr einen Abschnitt zum mehrfarbigen Stricken findet.

Das reicht euch nicht und ihr braucht noch mehr Infos? Kein Problem. 😉 Nächste Woche gibt’s für euch einen extra Blogpost, in dem wir euch nochmal ausführlich die Technik erklären. In der Zwischenzeit könnt ihr also in aller Ruhe nach schönen Strickkits suchen. Oh – und natürlich stellen wir euch auch noch mal gesondert maschenfeine Modelle vor, die mehrfarbig gestrickt sind. Und etwas ganz Besonderes haben wir dann auch noch für euch im Gepäck. Hach, ich mag es, euch neugierig zu machen! Aber jetzt erstmal: Viel Spaß beim Stöbern!

Sophia

Über Sophia

Ich bin Sophia, lebe in Hannover und kümmere mich seit Oktober 2020 um die Blogbeiträge, den Newsletter, plane den Podcast und denke mir Aktionen für Social Media aus. Ganz nebenbei bin ich zufälligerweise auch stricksüchtig, was mir bei der Arbeit zugute kommt.

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3 Kommentare

Richarda

Hallo, jedes Strickteil mit eingestricktem Muster wellt sich zunächst und sieht ein wenig ungleichmäßig aus. Sobald man das Stück von Hand erst ein wenig dehnt und dann vorsichtig von Hand wäscht und hin und her durchs Wasser zieht, wird alles wunderschön gleichmäßig und glatt. Beim Trocknen (eben auf Handtücher legen) immer mal wieder schön drüber streiche(l)n.
Den Rundenwechsel lege ich in eine gedachte hintere Raglanlinie zwischen Ärmel und Rückenteil. Bei sehr kontrastreichen Wechseln helfe ich beim Vernähen der Fäden ein wenig nach, indem ich die Reihen in gleicher Höhe annähere. Dann sieht man den Wechsel nur bei sehr genauer Inspektion.

Silvia

Hallo Sophia,

Danke für deine schönen Erklärungen. Gibt es bereits Tipps damit sich Fair Isle und Norweger Strickarbeiten nicht wellen?
Eon weiteres Problem sind die Rundenwechsel. Bei mir gibt es einen Versatz im Muster, der am Rücken in der Mitte sehr präsent ist und nicht schön aussieht.

Danke für eure Hilfe!
Liebe Grüße
Silvia

Sophia

Liebe Silvia, ich habe letztes Jahr auch einen Artikel zur Technik beim mehrfarbigen Stricken geschrieben, hast du den schon gesehen? https://dev.maschenfein.de/mehrfarbig-stricken-technik/ Grundsätzlich ist das Stricken mit mehreren Farben in einer Reihe wie alles andere auch erst einmal Übungssache. 🙂 Wenn ich dein Problem richtig verstehe, hältst du den gerade nicht verwendeten Faden zu fest bzw. spannst ihn zu sehr. Das führt dazu, dass sich das Strickstück wellt. Am besten probierst du anhand einer Maschenprobe aus, welche Nadelstärke am besten passt und vor allem, wie du den Faden beim Stricken einwebst, sodass er nicht zu sehr spannt (das erkläre ich im Blogartikel). Und meinst du mit “Rundenwechsel” das Wechseln der Farbe am Ende einer Runde? Dazu haben wir ein kleines Videotutorial: https://www.youtube.com/watch?v=YfzGruH9_T4 Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen! Falls nicht, meld dich gern nochmal. Liebe Grüße! Sophia

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